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lernen

Lernen ist negativ behaftet. Mit Anstrengung, Stress, Versagen und teilweise sogar Angst. Warum? Menschen lernen im Grunde gern. Das liegt in unserem Wesen, Neugier, Experiment, Freude über Erfolg. 

 

Wir sind alle sehr unterschiedlich. Manche Menschen können sich gut konzentrieren, haben Freude am Zugewinn des Wissens und können lange bei der Sache bleiben. In der Schule sitzen sie am Platz, hören zu und merken sich das Gehörte. Sie haben keine Schwierigkeiten im Schulsystem und ziehen daraus auch Motivation durch Erfolg. 

Andere Menschen können sich nicht gut konzentrieren. Oder stillsitzen. Manche Menschen nehmen alles um sich herum wahr, die Fliege, die am Fenster summt, die Schalter an der Wand, die wie ein Gesicht aussehen, das Brummen von draußen, ist das ein LKW, ein Flugzeug? Das macht es schwerer, sich auf das Gesagte zu konzentrieren. Manche Menschen mögen theoretisches. Sie lieben Sachwissen und die Anerkennung, die ihnen durch ihr Zuhören zuteil wird.

 

Andere Menschen lieben Bewegung. Sie brauchen Abwechslung und intensive zwischenmenschliche Interaktion. Oder eben genau das Gegenteil. Sie brauchen Ruhe und Abgeschiedenheit um sich zu konzentrieren. Manche lernen schnell, andere langsam. Manchen reicht Theorie, andere brauchen Praxis. 

Unser Schulsystem ist ausgelegt auf eine Art von Lernen. Dabei gibt es so viel mehr. 

Die Schulen gehen immer mehr auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder ein. Von Ruhezonen über Bewegungsmöglichkeiten, zwischen den Tischbeinen gespannten Gummibändern, an denen bewegungsfreudige Kinder ihre Unruhe abreagieren können.

Beim Lernen gibt es immer mehr Erkenntnisse, wie man auf die unterschiedlichsten Menschen eingehen kann. Momentan bleibt es aber dabei, die Kinder sollen bewertbar sein. Sie müssen also das gleiche in der gleichen Zeit lernen. Das führt manchmal zu Frust. Denn jemand, der langsamer lernt, lernt nicht unbedingt schlechter. In dem Moment wird er aber schlechter bewertet. Jemand, der einen Praxisbezug braucht, hat evtl. nicht die besten Vorraussetzungen beim Rechnen auf kariertem Papier und dem Blick in ein Buch. Das führt zu Frustration und im schlimmsten Fall zu dem Denken, dass man es "nicht kann" und darum nicht weiter versuchen braucht. 

In Projekten, die das Lernen im Fokus haben, aber andere Wege gehen, gibt es andere Möglichkeiten, die Lernlust der Kinder neu zu wecken. Kreatives und handwerkliches Tun, Bewegung kann ein Mittel sein, über das die Kinder erreicht werden. Mit dem sie zeigen können, was sie können. Sie sind schnell, sie sind Anführer einer Gruppe, sie sind lustig, kreativ, musikalisch oder sportlich. Stärken können so vielfältig sein. Wenn die Kinder sich ihrer Stärken bewusst sind und sie zeigen dürfen, passiert es gern nebenbei, dass sie ganz nebenbei lernen, ohne es zu merken, so dass es ihnen Spaß macht. 

 


KUBISCH wird gefördert von der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ), und dem Niedersächsischem Ministerium für Wissenschaft und Kultur. 

Das Projekt wird von der Kunstspirale Hänigsen e.V. in Kooperation mit der Grundschule Hänigsen und dem Freibad Hänigsen in 2024 durchgeführt.

 

 

In dem Projekt kubisch - kids gestalten ihren Outdoorlernort, sind die Kinder auf dem Außengelände im Freibad. Es gibt eine Wiese mit zwei Bauwagen, die genutzt werden können. Sie können ein Zelt aufbauen, mit verschiedenen Materialien bauen, sich das Gelände "aneignen" und nebenbei lernen. 

Konventioneller Matheunterricht kann für Kinder eine große Herausforderung sein. Nicht jedes Kind kann sich im Klassenraum ausreichend auf den Lernstoff konzentrieren, z.B. Mengen schätzen, addieren lernen oder multiplizieren. In ein Heft zu sehen, die Reihen des 1 x 1 auswendig zu lernen kann nervig sein.

 

Was kann helfen? 

  • Es ist Herbst, auf der Wiese liegen immer mehr Kastanien. Was kann man mit denen anstellen? Werfen, sammeln, zertreten. Den Eimer in den Sand stellen und versuchen, ihn mit den Kastanien zu treffen. Der Sand fühlt sich gut an in der Hand, so weich und glatt.
  • Man kann Muster aus Kastanien legen. Den eigenen Namen. Die Betreuenden legen eine Reihe von 10 Kastanien. Eine zweite Reihe. Eine dritte. "Guck mal, wie viele schon!" Ein Kind macht mit.                               Zwischendurch zählen. Es sind schon 5 Reihen mit je 10 Kastanien. Wieviele das wohl sind?                            "50!" Ach, wow. Ob wir 100 schaffen? Mehr Kinder kommen dazu. Reihe für Reihe, Begeisterung steckt an. Schon 7 Reihen mit je 10 Kastanien, wieviele sind das wohl? "70!" Hm, wieviele müssen wir dann noch "30!" Noch ein Kind kommt dazu. "Wir könnten TAUSEND schaffen, wenn wir mehr Zeit hätten!" Denn die Zeit ist mal wieder viel zu schnell vergangen und wir müssen die Kastanien noch aus dem Sand sammeln.
  • Niemand hat gemerkt, dass wir gerechnet haben. Nein, sie haben einfach gespielt... und im besten Fall die Mengen gefühlt, gespürt, begriffen und abgespeichert. 

Lernen in der Kunstspirale im Projekt KUBISCH - ganzheitlich und mit Kopf, Herz und Hand

 

Dank der Projektförderung der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung

Niedersachsen e.V. (LKJ)  können wir in diesem Jahr das Projekt KUBISCH – Lernen: mit Kopf, Herz und Hand durchführen. Die Lerngruppe, bestehend aus Grundschülern der Grundschule am Storchennest in Hänigsen, trifft sich 1x wöchentlich in den DraußenWelten am Freibadbad oder in den Räumen der Kunstspirale mit „ihrem“ pädagogischen Team, um etwas Neues zu lernen – Ganzheitlich und mit Kopf Herz und Hand. 

 

Schon in der Begrüßungsrunde wird viel gelernt. Hier sind die Lernerlebnisse einmal beispielhaft festgehalten: 

• wer ist heute dabei? (wahrnehmen der Gruppenmitglieder und sich in der Gruppe einbringen: soziales Lernen)

• wie sind die Gruppenregeln (Wissen aneignen)

• wie geht es mir heute (wahrnehmen der eigenen Gefühle: emotionales Lernen)

• abwarten, bis ich an der Reihe bin (Lernen, seine Gefühle handhaben zu können). 

 

In dieser Situation zeigen sich die vielen kleine Lernerfahrungen, die die Kinder im Projekt machen. 

Nach der Begrüßung geht es auch sofort los: in den Draußenwelten, dem Lernort am Freibad für Alle, erkunden die Kinder eifrig das Gelände. Einige klettern auf den beliebten Haselstrauch und klären, wer heute der Chef sein darf. Die nächsten Kinder entdecken die Kastanien. Sie sammeln immer mehr. Sie legen sie, werfen - und planen ein Kastanienbad. Die Idee steckt an und alle sammeln begeistert die glänzenden Früchte in eine große Wanne. Dann wird abwechselnd darin „gebadet“. Der Körper wird mit Kastanien zugedeckt, es wird gekullert, gerollt, geworfen und gezählt. 

Die Kinder haben einfach nur Spaß. Was sie nicht bewusst wahrnehmen: Die Kognitiven Fähigkeiten werden durch Zählen, transportieren, planen usw. gefördert. Ihre motorischen Fähigkeiten stärken die Kinder durch das Klettern, Sammeln, Rennen usw. auf dem Außengelände.

Die Wahrnehmung wird durch das Fühlen der Kastanien, das Liegen auf den runden Früchten und durch das sich mit Kastanien Bedecken gefördert.

 

Die soziale und emotionale Entwicklung wird durch das Aushandeln des gemeinsamen Tuns – wir sammeln zusammen - gefördert.

Jede und jeder spricht in der Gruppe, wird gehört und die Kinder einigen sich gemeinsam auf die Aktion – das sind sehr wichtige Fähigkeiten für ein friedliches und demokratisches Miteinander. 

 

An dem Beispiel wird das auf ganzheitliches Lernen zielende kunstpädagogische Konzept der Kunstspirale deutlich: Als „Kunst-Lern-Orte der Vielfalt für Alle“ erschließen sie die Bildungspotenziale der Künste und fördern insbesondere Kinder und Jugendliche für eine verantwortungsbewusste „Gestaltung“ von Gesellschaft und Zukunft.

 

Kurz gesagt: im Projekt Kubisch lernen die Kinder ganzheitlich und mit Kopf, Herz und Hand und mit ganz viel Spaß!